Geo-Weg Schönholzerswilen
Gletscher, Verwitterung und Ablagerungen haben unsere Region - und damit auch die Landschaft, worin die Gemeinde Schönholzerswilen liegt - modelliert, gekammert und ausdrucksstark angelegt. Sie wird heute von fleissigen Händen kultiviert und bebaut, vielfältig genutzt. Sie lädt aber auch zum Wandern, Verweilen und Nachdenken ein.
Mit dem Geo-Weg möchten wir Sie mitnehmen auf einen Rundgang durch unsere Gemeinde und dabei gleichzeitig auf die unterschiedlichsten Formen der Nutzung des Bodens aufmerksam machen und auf die vielen geschichtlichen Spuren hinweisen, die noch vorhanden sind. Sie alle sind eingeladen, sich mit uns auf den Geo-Weg zu machen, auf den Weg, mit dem wir auf Geschichte, Geologie und Biologie hinweisen wollen, um so unsere Gedanken durch Raum und die schier unendliche Zeit fliessen zu lassen.
Der Geo-Weg ist ein Rundwanderweg, einsteigen lässt es sich also überall. Ein bisschen Chauvinismus darf aber schon sein, darum beginnen wir die ebenso lehr- wie abwechslungsreiche Wanderung im Dorf Schönholzerswilen. Aus dem Dorfzentrum folgen wir der Signalisation nach Westen durch das Quartier "Schlössli", wo die Kunst des preisgekrönten Pferdemalers Heinz Berchtold am Mauerwerk seines Wohnhauses eindruckvoll prangt. Ein Rhabarberfeld zur Linken zeigt, dass der Gemüsebau zu einem wichtigen Zweig der heimischen Landwirtschaft geworden ist. Nun verlassen wir den Geo-Weg für einen kurzen Abstecher zum Bruderloch. An diesem Wegstück gedeihen sogar Tafeltrauben. Das erste Etappenziel hat historischen Charakter. Die Höhle, ob sie einst Zufluchtsort oder Kultstätte gewesen ist, darüber lässt sich noch immer spekulieren, lockt abenteuerlustige Kinder und Erwachsene schon seit Generationen.
Nach dem Besuch dieses mythischen Ortes führen uns unsere Schritte einige Hundert Meter ostwärts zurück auf den Geo-Weg. Wir wenden uns wieder gegen Westen, steigen hinunter ins Itobel, überqueren auf der Betonbrücke, von den Sekundarschülern im Langschuljahr 1989 erbaut, trockenen Fusses den Itobelbach, um nach Hagenbuch zu gelangen. Mit der nötigen Vorsicht queren wir die stark befahrene Verbindungsstrasse Kreuzlingen - Wil, folgen der Gemeindestrasse weiter in Richtung Westen und biegen nach etwa 300 Metern nach Norden ab in die Flurstrasse an der Ostseite des Furtbachs.
Wir betreten ein Waldstück, welches den Blick auf die "Altegg" zulässt. Diese imposante Grube, mit einer Fläche von mehr als 200'000 Quadratmetern und einem Volumen von mehreren Millionen Kubikmetern hat eine doppelte Funktion: Sie liefert mit dem braunen und blauen Lehm den Rohstoff, woraus in Istighofen bei etwa 1030 Grad Celsius Ziegel und Backsteine gebrannt werden. Sie nimmt als Deponie seit 2011 aber auch sauberen Aushub und Inertstoffe auf, welche getrennt eingebaut und getrennt entwässert werden. Das Material wird aus dem Thurgau und den angrenzenden Kantonen zugeführt. In 50 oder mehr Jahren wird der Rohstoff Lehm ausgebeutet und die Grube vollfüllt sein. Ein Grossteil der Fläche wird seine vormalige Nutzung durch die Landwirtschaft wieder gefunden haben, 11% werden, so will es der rechtskräftige Gestaltungsplan, als ökologische Ausgleichsfläche ausgeschieden und als Biotop gestaltet werden.
Wir kommen durch den Wald weiter nach Norden voran und erahnen, warum in der Bronzezeit gerade hier die befestigte Höhensiedlung Waldi entstanden ist. In Gedanken an unsere Vorvorfahren, deren Siedlungsformen und deren Selbstversorgung finden wir - vorbei an einer Schafstallung - zurück auf die Gemeindestrasse, die uns nach Mettlen und damit in die Nachbargemeinde Bussnang führt.
Wir verlassen den Ort in Richtung Osten und gelangen zum gleichnamigen Moos, an dessen Südseite wir auf der Naturstrasse entlang gehen. Das Hochmoor lieferte den Anwohnern Torf, der als Brennmaterial gesucht war. Nach dem Ersten Weltkrieg haben die örtlichen Torfstecher ihre Spaten in die Ecke gestellt. Der Kanton Thurgau hat 1975 mehrere Parzellen gekauft und das Moos unter Naturschutz gestellt. Seltene Libellen, der Teichrohrsänger und selbst der Biber haben unterdessen den geschützten Lebensraum für sich entdeckt und in Anspruch genommen. Wir lenken unsere Schritte weiter, vorbei am erst kürzlich wieder entdeckten und restaurierten historischen Grenzstein, der bezeugt, dass vor 300 Jahren die Land Grafschaft Thurgau, abgekürzt LGT, ans Gottshaus Sankt Gallen, GSG, grenzte - der Thurgau also eine Gemeine Herrschaft war und als selbständiger Kanton erst seit 1798, dem Überfall Napoleons auf die Eidgenossenschaft, respektive ab 1803 existiert.
Wir durchqueren nun den Weiler Metzgersbuhwil, überqueren die Kantonsstrasse und folgen der Güterstrasse weiter ostwärts zur Hauptstrasse, auf welcher wir bis zur Hintermühle bleiben. Vor dem prächtigen Riegelhaus geht es nach rechts und wir stapfen hoch, bis wir zu den fast vollständig überwachsenen Überresten der Stammburg der Freiherren von Wunnenberg gelangen. Die Wunnenberger verliessen ihren Sitz schon um 1300 und siedelten nach Wil über. Vor fast genau 300 Jahren karrten die evangelischen Kirchbürger die Überreste des Gemäuers nach Schönholzerswilen und errichteten daraus ihr Gotteshaus.
Via das Gehöft Immenberg, an dessen Stallwand eine Vielzahl an Plaketten den erfolgreichen Braunviehzüchter dokumentiert, gelangen wir nach Weiblingen. Nordseitig ziehen wir am von starker Bautätigkeit geprägten Weiler vorbei in Richtung Dorf Schönholzerswilen. Das Restaurant "Ochsen" im Dorfzentrum und das Restaurant "Schützenhaus" im Oberdorf laden hier ein zu Speis und Trank und bieten Gelegenheit, sich nach rund zweieinhalb Stunden Wandern zu stärken, zu erfrischen und zu erholen. Der Taktfahlplan der Postauto AG gewährleistet übrigens im Dorfzentrum ein geregeltes Weiterkommen nach Weinfelden.
Zugehörige Objekte
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