Wiedenhueb
"Wer in der hügeligen Nollenlandschaft lebt, hügelauf und hügelab zur Arbeit fährt oder seine Arbeit verrichtet, wünscht sich vielleicht, es möge hierzulande etwas flacher sein. Um wie viel grösser muss dieser Wunsch bei den alten Wiedenhüeblern gewesen sein, die ihre Arbeit ohne starke Motoren erledigten und in der wohlverdienten Pause sinnierend ins eben Thurtal blicken konnten. Die Winterszeit nutzten die Bauern jeweils, um ihren Traum vom ebenen Betrieb in die Tat umzusetzen. Mit Ross und Wagen haben sie die Senken mit Kies aus der Umgebung aufgefüllt, die unzähligen Bächlein und Bachgerinnsel in Röhren unter Tag verbannt.
Das Chörtlen brachte zweierlei Nutzen. Zum einen entstanden ebene Terrassen, die bequemer zu bewirtschaften waren. Zum anderen waren die Pferde beschäftigt und erlitten keinen Kreuzschlag, der tödlich enden kann, und eintritt, wenn ein Arbeitspferd drei Tage untätig ist. Stück um Stück, Fuhre um Fuhre kamen die Bauern ihrem Ziel näher. Das Chörtlen war ein Lebenswerk. Immer noch strömt Chörtlerblut durch unsere Adern. Nur verrichten heute stärkere und lautere Maschinen in kürzerer Zeit viel mehr. Terrassen und Wiesenborte verschwinden und rasch bringen die 'gäbigen' und rentablen Äcker und Wiesen Ertrag.
So flach wie im Thurtal wird’s hier oben jedoch nie, und wenn nur Pferde- und Manneskraft zur Verfügung stünden, wären wir wohl mit dem Erreichten zufrieden."